Im künstlichen Koma

Verwaiste Schulzimmer, ausgestorbene Gänge und Treppenhäuser, eine leere Turnhalle ohne den Trubel spielender Kinder - alles blitzeblank wie nach den Sommerferien (unser Abwart hat ganze Arbeit geleistet!).

Bei einem Rundgang durch das Schulgebäude überkommt mich ein unbehagliches, ja beklemmendes Gefühl. Seit Freitag, 13. März 2020 liegen die Schulen in der Schweiz im künstlichen Koma.
Homeschooling und Homeoffice: in den eigenen vier Wänden spielt sich der grösste Teil des alltäglichen Lebens ab. Bis jetzt haben sich sowohl Eltern als auch Schüler tapfer geschlagen - das verdient ein grosses Lob! Die Jugendlichen erfahren einerseits eine neue Selbständigkeit, andererseits fehlt ihnen die soziale Interaktion doch sehr.

Der Lehrerberuf erfährt gerade eine Aufwertung: Kreativität, Flexibilität und gesunder Menschenverstand sind speziell in einer solchen Phase gefragter denn je - und so darf die Arbeit zuhause auch interessant, abwechslungsreich sein und durchaus auch mal Spass machen! Die Digitalisierung macht einen Quantensprung und im Internet kursieren Challenges in allen erdenklichen Formen.

Trotz den spannenden Herausforderungen, welche dieses Timeout bietet, ist es für mich als Lehrperson nicht das, was mich jeden Morgen gerne zur Arbeit gehen lässt. Der soziale Kontakt über die Online-Plattformen ist bei weitem nicht mit dem Unterricht im Klassenzimmer zu vergleichen. Und schliesslich ist es genau das, was mir momentan am meisten fehlt: meine Kids! Ein nicht stattfindendes Musical, eine abgesagte Projektwoche und ein Rom-Trip, welcher ebenfalls der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen ist, haben die Schulabgänger mitten ins Herz getroffen - und all dies mit dem Ziel vor Augen: Das Ende der obligatorischen Schulzeit. Das schmerzt ganz besonders und tut mir für die Jugendlichen der 11OS ausserordentlich leid!

Aber was soll's! Alles Lamentieren bringt nichts! Wir müssen alle nach vorne schauen, das Beste aus der verbleibenden Zeit herausholen - da ist ein Licht am Ende des Tunnels! Schaffen wir uns in den letzten Schulwochen Momente, die unbezahlbar sind und uns in bester Erinnerung bleiben werden! Bereiten wir uns also für die Zeit nach Corona vor - wir befinden uns definitiv auf dem Weg zurück in die Normalität!

Text & Fotos: Bittel Oliver

Zurück